Pensionskasse - Rente oder Kapital?
Eine der wichtigsten Entscheidungen Ihres Lebens – mit Herz und Verstand treffen
Stellen Sie sich vor, Sie stehen an einem sonnigen Frühlingstag auf einem Aussichtspunkt und blicken über die Landschaft Ihrer kommenden Jahre. Im Gepäck: Ihr Pensionskassenguthaben – hart erarbeitet über Jahrzehnte. Jetzt stellt sich die grosse Frage: Möchten Sie jeden Monat einen verlässlichen Betrag als Rente erhalten oder lieber selbst entscheiden, wie Sie das Kapital einsetzen?
Beide Wege haben ihren Reiz – und beide bringen Verantwortung mit sich. In diesem Beitrag begleiten wir Sie auf dieser Entscheidungsreise, zeigen Chancen, Risiken und geben Ihnen das Rüstzeug, um mit gutem Gefühl den für Sie richtigen Weg zu wählen.
Zwei Wege, ein Ziel: Sicherheit im Ruhestand
Bei der Pensionierung haben Sie grundsätzlich zwei Möglichkeiten, wie Sie Ihr Pensionskassenguthaben beziehen:
Die Rente: Ein monatlicher Betrag, lebenslang garantiert.
Der Kapitalbezug: Eine Auszahlung des angesparten Guthabens, über das Sie frei verfügen können.
Viele Menschen ziehen auch eine Kombination der beiden Varianten in Betracht – eine Entscheidung, die gut überlegt sein will.
Die Rente – Planbarkeit und Sicherheit bis ans Lebensende
Vielleicht kennen Sie jemanden, der bereits heute Monat für Monat seine Rente erhält und sich keine Sorgen um Börsenkurse oder Lebenserwartung machen muss. Genau das ist der grosse Vorteil der Rente:
Vorteile:
Sorgenfreie Planung: Die Rente wird bis an Ihr Lebensende ausbezahlt – das gibt emotionale und finanzielle Sicherheit.
Stabilität: Sie sind geschützt vor Anlagerisiken und Finanzmarktentwicklungen.
Komfort: Sie müssen sich nicht selbst um das Vermögen kümmern.
Nachteile:
Keine Erbschaft: Stirbt man früh, geht ein grosser Teil des Kapitals verloren.
Unflexibilität: Kein Zugriff auf das Kapital für grössere Ausgaben oder Investitionen.
Tiefer Umwandlungssatz: Die monatliche Rente ist oft geringer als erwartet.
Kein Inflationsschutz: Die Rente bleibt meist über Jahre gleich – während Lebenshaltungskosten steigen können.
Der Kapitalbezug – Freiheit mit Verantwortung
Eine Weltreise, ein Häuschen auf dem Land oder Unterstützung für die Kinder – all das klingt verlockend. Doch: Der Kapitalbezug ist in erster Linie dazu da, Ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Träume dürfen sein – aber nur dann, wenn die finanzielle Absicherung langfristig gewährleistet ist.
Vorteile:
Flexibilität: Sie entscheiden, wie, wann und wofür Sie das Geld einsetzen.
Vererbbarkeit: Nicht verbrauchtes Kapital kann weitergegeben werden.
Möglicher Steuervorteil: In gewissen Fällen kann der Bezug steuerlich günstiger sein – aber nur, wenn Sie über mehrere Jahre eine tiefere Steuerbelastung erreichen. Das muss sorgfältig berechnet werden.
Nachteile:
Eigenes Risiko: Sie tragen die Verantwortung für die Geldanlage und die Deckung Ihres Bedarfs bis ins hohe Alter.
Komplexität: Planung, Investitionen und Disziplin sind entscheidend.
Keine Garantie: Wer zu optimistisch rechnet oder zu viel konsumiert, riskiert, dass das Kapital nicht bis ans Lebensende reicht.
Wichtige Informationen beim Kapitalbezug
Wenn Sie sich für einen Kapitalbezug entscheiden, sind einige Überlegungen entscheidend:
Anlagehorizont: Je länger Ihr Ruhestand dauert, desto langfristiger muss auch Ihre Anlagestrategie sein. Eine rein konservative Anlage in Sparkonten führt oft zu Kapitalverlust durch Inflation.
Anlagestrategie: Eine ausgewogene Mischung aus Sicherheit und Wachstum (z. B. über Fonds oder ETF) kann sinnvoll sein. Wichtig: Nur investieren, was Sie verstehen – oder sich professionell begleiten lassen.
Liquiditätsplanung: Legen Sie einen Teil des Kapitals kurzfristig verfügbar an, um laufende Kosten abzudecken. Der Rest kann gestaffelt investiert werden.
Notfallreserve: Planen Sie eine Rücklage für unerwartete Gesundheitskosten oder grössere Anschaffungen ein.
Die Mischlösung – Rente & Kapital kombiniert
Zwar ist eine Kombination aus Kapital und Rente nicht für alle möglich oder sinnvoll – doch viele Schweizerinnen und Schweizer entscheiden sich zunehmend für diese Variante. Sie sichert ein gewisses Grundeinkommen durch die Rente, während das Kapital mehr Gestaltungsfreiheit lässt.
Dabei gilt: Prüfen Sie, was Ihre Pensionskasse erlaubt, und berechnen Sie genau, wie viel Kapital Sie benötigen, um Ihre Wünsche und Pflichten zu erfüllen. Eine solche Lösung kann helfen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen – muss aber zu Ihrer persönlichen Lebenslage passen.
Praktische Tipps für eine fundierte Entscheidung
Damit Sie nicht unter Zeitdruck entscheiden müssen, hier einige Empfehlungen aus der Beratungspraxis:
Rechtzeitig informieren: Beginnen Sie mindestens 2 bis 3 Jahre vor der Pensionierung mit der Planung für den Übergang in den 3. Lebensabschnitt. Für eine optimale Vorbereitung sollten Sie sich bereits ab Alter 50 mit dem Thema auseinandersetzen.
Reglemente prüfen: Manche Pensionskassen verlangen, dass Sie den Kapitalbezug mindestens 6 Monate vor der Pensionierung anmelden – sonst wird automatisch die Rente gewählt.
Steuern simulieren lassen: Berechnen Sie gemeinsam mit einer Fachperson, wie sich Kapital- oder Rentenbezug auf Ihre Steuerlast auswirken – auf Jahre hinaus.
Lebenspartner einbeziehen: Besonders bei Ehepaaren kann die Aufteilung von Leistungen strategisch sinnvoll sein.
Langfristiges Denken: Die Lebenserwartung steigt – planen Sie besser mit 90 oder 95 Jahren, nicht mit 80.
Fazit: Ein Entscheid fürs Leben
Die Entscheidung für Rente oder Kapital ist einmalig – und endgültig. Sie kann nicht rückgängig gemacht oder nachträglich geändert werden. Umso wichtiger ist es, sich Zeit zu nehmen, verschiedene Szenarien durchzuspielen und sich professionell beraten zu lassen.
Letztlich geht es nicht nur um Zahlen – sondern um Ihre Lebensqualität, Ihre Unabhängigkeit und Ihre Sicherheit. Vertrauen Sie dabei nicht auf Bauchgefühl oder verallgemeinerte Ratschläge, sondern auf eine individuelle und unabhängige Analyse.